„Um Aufmerksamkeit für die Katastrophe
zu schaffen, bin ich bereit, ins Gefängnis zu gehen“
Christian Bläul bei einer Straßenblockade in Schweden im vergangenen Jahr
(c) Letzte Generation.
Berlin, Amtsgericht Tiergarten, 15.11.2023, 14:45 Uhr:
Christian Bläul ist 41, Physiker und Vater von zwei Kindern. Gestern wurde er am Amtsgericht Tiergarten von Richterin Schröder für die Teilnahme an 4 Straßenblockaden zu 7 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt; die Staatsanwältin hatte zunächst 9 Monate auf Bewährung gefordert. Ursprünglich ging es in der Verhandlung um 6 Blockaden, von denen jedoch für 2 die Verfahren eingestellt worden waren.
Nachdem die Woche für zwei Unterstützer:innen der Letzten Generation in Berlin mit Freisprüchen startete, entsteht ein Spannungsfeld der Urteile des AG Tiergarten für friedlichen zivilen Ungehorsam: vom Freispruch bis zur Haftstrafe reichend vermitteln sie einen Eindruck von Willkür und Hilflosigkeit im Umgang mit den Protesten der Letzten Generation.
Christian Bläul hat mit einem Master of Science in Physik 10 Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Feld der Statistik gearbeitet und veröffentlicht. Er hat zudem die IPCC Synthesis-Berichte gelesen, kennt die Daten und den Ernst der Lage, die der Öffentlichkeit noch immer zu wenig bekannt ist: Durch den Verlust unseres stabilen Klimas, die Katastrophen, die er mit sich bringt, verlieren wir Ernten, Wasser – die Grundlagen unserer Zivilisation.
Dafür, dass sich die Dringlichkeit dieser Bedrohung endlich in konkretem Klimaschutz widerspiegelt, protestiert Christian Bläul seit mehr als eineinhalb Jahren mit der Letzten Generation vor den Kipppunkten. Auch in Schweden, wo er hierfür bereits 16 Tage inhaftiert war. Das gestrige Urteil hält ihn nicht davon ab, weiter zu protestieren.
„Weltweit droht Verlust der Lebensgrundlagen. Wir schließen wahrscheinlich gerade die Tür zu einer stabilen Demokratie und Gesellschaft. Es ist wie unangeschnallt rasen – ein unnötiges Risiko. Wir haben genug Wissen und Technologien, um Treibhausgasemissionen schnell zu senken – nur der Wille fehlt noch. Um Aufmerksamkeit für die Katastrophe zu schaffen, bin ich bereit, ins Gefängnis zu gehen.“, so Bläul.
Die Regierung bricht indes weiterhin Verfassung und Grundgesetz, indem sie zu wenige konkrete Klimaschutzmaßnahmen beschließt – ohne Konsequenzen. Laut UN-Generalsekretär António Guterres gehört sie damit zu den „wahrhaft gefährlichen Radikalen“.