Liebe & Wut ⛓ Brief aus dem Gefängnis

Lennart Wenzel | Foto: (c) Marlene Charlotte Limburg
Lennart Wenzel
Foto: (c) Marlene Charlotte Limburg

Ihr Lieben,  

Liebe und Wut, das sind die zwei großen Handlungstreiber, die mich jetzt schon wieder in Präventivgewahrsam gebracht haben. (Eigentlich waren das zwar die Bundesregierung, die bayrische Polizei und Justiz aber das ist ein anderes Thema.)

Liebe zu euch, meinen Freund:innen, Vertrauten, Verwandten, meinen Liebsten eben.

Liebe zur Freiheit, in der wir mit unserer Privilegierung jetzt schon leben dürfen und die wir uns doch für alle Menschen auf der Erde wünschen.

Liebe zur Natur, in der wir uns so gerne bewegen und die wir zusammen so genießen.

All diese Dinge sind in existentieller Gefahr, bedroht durch die Klimakatastrophe, auf die wir zurasen und dabei immer noch beschleunigen. Und daher kommt dann auch die Wut, die mich fast diesen Stift an die Wand schmeißen lässt. Die Wut auf die Bundesregierung und die Regierungen dieser Welt, die doch dazu verpflichtet sind, uns und unsere Liebsten zu schützen.

Die sogar einen Eid geschworen haben, das zu tun.

Wut auf die Generationen vor uns, die so geflissentlich alle Warnungen ignoriert haben und Wut auf unsere Gesellschaft, heute, die zwar alles weiß aber dennoch keine Konsequenzen daraus zieht.

Das gilt genauso für mich, da ich mich schon jahrelang mit dieser Ungerechtigkeit herum quäle, die wir als Gesellschaft aufrechterhalten und verstärken.

Ich bin wütend auf mich, dass ich erst so spät aus der Ohnmacht gekommen bin und mich erst seit diesem Jahr dem Unrecht entgegenstelle.

Lennart am Tag seiner Gewahrsamnahme. | Foto: (c) Jonas Ertle
Lennart am Tag seiner Gewahrsamnahme.
Foto: (c) Jonas Ertle

Und dann ist da auch noch diese Wut, deren Kraft ich am wenigsten zu nutzen vermag, die ich am verzweifeltsten versuche zu unterdrücken: Die Wut auf euch.

Wie kann ich wütend sein auf euch, wo ihr doch für mich da seid, wenn es mir schlecht geht, wo ihr doch versteht, warum ich diesen Widerstand leiste, ihn unterstützt und euch sogar dafür bedankt?

Ich glaube, diese Wut stammt aus der Erkenntnis, dass der Widerstand ohne euch nicht funktionieren wird. Dass ich ihn nicht für euch leisten kann, nicht für euch die Beschimpfungen und den Hass auf mich nehmen kann.

Denn das ist ja, was der Widerstand bewirken soll, Unheil abwenden, auch von mir selbst aber vor allem von euch, euren Liebsten und allen anderen Menschen, die noch auf diesem Planeten leben werden.

Wenn ihr, die ihr die Dramatik der Situation umstanden habt, euch nicht dem Widerstand anschließt, wer soll es denn dann tun?

Es fällt mir schwer, wütend auf euch zu sein, denn ich habe ja selbst auch so unfassbar lange weitergemacht, obwohl ich genau wusste, dass es so nicht weitergehen kann.

Ich habe selbst in meinem Alltag verharrt, mir versucht einzureden, es würde ausreichen eine Meinung zu vertreten und diese in meinem Alltag zu verbreiten und manchmal vielleicht auch auf einer Demonstration kundzutun. Ich möchte mir sagen, ihr braucht nur noch etwas Zeit, bis ihr auch  von alleine an den Punkt kommt, an den ich so lange gebraucht habe zu kommen. Doch genau diese Zeit, die ich möchte, dass ihr habt, haben wir nicht.

Wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen, dann müssen wir das jetzt tun, ansonsten ist es bald zu spät.

Dieser Brief ist ein Hilferuf und die Bitte, das nächste Mal, wenn ihr an die Zukunft denkt, nicht die Klimakatastrophe darin auszublenden, sondern euch bewusst zu sein, dass die Entscheidungen, die wir heute treffen, darüber bestimmen, ob unsere Kinder in Freiheit und Frieden leben werden oder in einer entfesselten Klimakatastrophe.

Wollt ihr wirklich danebenstehen und zusehen, wie Ölkonzerne und Superreiche diese Entscheidungen treffen oder wollt ihr meine Hand nehmen und mit mir aufstehen, gegen die Zerstörung und gegen die Ungerechtigkeit?

Die Welt braucht euch. 

Pressekontakt
Carla Hinrichs
Telefon: +49 3023591611
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