Sylt, 06.06.2023, 10:00 Uhr – Soeben haben Unterstützer:innen der Letzten Generation auf dem Flughafen Sylt einen Privatjet mit oranger Warnfarbe markiert. Mit einer Ansprache wandten sie sich vom Flughafengelände aus direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz.
Mit Bolzenschneidern wurde an zwei unterschiedlichen Stellen der Zaun des Flughafengeländes durchtrennt. Dann liefen die Protestierenden mit präparierten Feuerlöschern direkt zu den parkenden Privatjets um die klimschädlichen Auswirkungen der Privatflüge mit greller Farbe deutlich zu machen. Auf den Tragflächen wurden Banner entrollt: „Euer Luxus = Unsere Dürre“ und „Euer Luxus= Unsere Ernteausfälle“.
+++ Privatjet auf Sylt mit Warnfarbe markiert +++
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) June 6, 2023
Mit diesem Protest am Flughafen Sylt wenden wir uns direkt an unseren @Bundeskanzler.
Für wen machen Sie Politik, Herr Scholz? pic.twitter.com/N6SUQZeSRS
Mit dem friedlichen Protest auf dem Flughafen Sylt nimmt die Letzte Generation Olaf Scholz beim Wort, der in einem Gespräch mit der ZEIT sagte, dass die Forderungen der Letzten Generation zu unkonkret seien und es ums Anpacken ginge.
Dazu nimmt Theodor Schnarr, Sprecher der Letzten Generation Stellung: “Das Anpacken von Herrn Scholz besteht zum einen aus immer weiteren Verzögerungen in Sachen Klimaschutz und zum anderen aus einem Plan, der vom Bundesverfassungsgericht als unzureichend bezeichnet wurde. Die Regierung Scholz hat bis heute keinen konkreten Plan vorgelegt, wie die eigenen Klimaziele eingehalten werden sollen.”
In der Ansprache vom Flugfeld heißt es an Bundeskanzler Scholz gerichtet: “Klar ist: Die Besitzer der Privatjets, Limousinen und Superyachten werden diese nicht freiwillig stehen lassen. Um diese Emissionen zu senken, wird es Regulationen brauchen, Gesetze. Gesetze von der Art, wie sie unsere soziale Marktwirtschaft stark gemacht haben.
Sie Herr Scholz, sind der Kanzler der SPD. Sie haben mit Gerechtigkeit Wahlkampf gemacht. Es ist der zentrale Wert der Sozialdemokratie. Wenn einige wenige jedoch übermäßig den Planeten zerstören, und alle anderen darunter leiden – wo ist da die Gerechtigkeit?”
Wir sagen: Herr Scholz, werden Sie konkret, packen Sie endlich an und kümmern Sie sich um Klimagerechtigkeit! Wenn sie den Konflikt mit den Vermögenden scheuen, dann nehmen sie unsere Forderung nach einem Gesellschaftsrat Klima ernst, der sozial gerechte und demokratische Lösungen entwickeln kann, woran die derzeitige Regierungspolitik scheitert.
Die Ansprache an Bundeskanzler Olaf Scholz im Wortlaut:
„Sehr geehrter Olaf Scholz,
Wie Ihnen bekannt sein wird, tragen Millionäre und Milliardäre unverhältnismäßig zum Niedergang unserer Lebensgrundlagen bei. Ein vierstündiger Privatflug stößt so viel CO2 aus, wie eine durchschnittliche Person in einem Jahr verursacht.
Die Emissionen, die Milliardäre allein durch eigenen Konsum mit Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verantworten, betragen das Tausendfache der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen.
Und während zwei Drittel der Deutschen in den vergangenen Jahrzehnten ihren CO2-Ausstoß bereits reduzierten, haben Superreiche ihre Emissionen gesteigert.
Und Sie Herr Scholz, lassen das zu. Das verwundert. Sie sind der Kanzler der SPD. Sie haben mit Gerechtigkeit Wahlkampf gemacht. Es ist der zentrale Wert der Sozialdemokratie. Wenn einige wenige jedoch übermäßig den Planeten zerstören, und alle anderen darunter leiden – Wo ist da die Gerechtigkeit?
Klar ist: Die Besitzer der Privatjets, Limousinen und Superyachten werden diese nicht freiwillig stehen lassen. Um diese Emissionen zu senken, wird es Regulationen brauchen, Gesetze. Gesetze von der Art, wie sie unsere soziale Marktwirtschaft stark gemacht haben.
Klar ist auch: Superreiche haben nicht nur viel Geld, sondern über ihre Kontakte und Lobbyisten auch viel Macht. Es gelingt ihnen seit Jahrzehnten, ihren Einfluss auszuweiten, um ihren Reichtum zu sichern.
Vielleicht fürchten Sie, Herr Scholz, die Auseinandersetzung mit den Milliardären. In diesem Fall würden wir uns wünschen, dass Sie einen Gesellschaftsrat einberufen. Eine geloste Versammlung von Bürger:innen, die über Klimaschutzmaßnahmen berät. Die Legitimation dieses Rats ist so groß, dass auch die schwierigsten Entscheidungen möglich werden.
Auf diese Weise können wir unsere Lebensgrundlagen schützen. Sozial gerecht.
Wenn Sie schaffen würden, das umzusetzen, unnötige Emissionen zu vermeiden und unsere Zukunft zu sichern, würden Sie als Klimakanzler in die Geschichtsbücher eingehen.
Gelingt das nicht, kollabiert unsere Zivilisation, gibt es vielleicht bald niemanden mehr, der Geschichten aufschreiben wird.
Sie haben die Wahl.”
Pressekontakt
Carla Hinrichs
Telefon: +49 3023591611
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