MĂĽnchen, 05.11.2022, 08:30 – Es ist ein politisches Novum: BĂĽrger:innen der Letzten Generation sitzen seit gestern Abend in der JVA Stadelheim und sollen ohne Hauptverhandlung größtenteils 30 Tage in MĂĽnchen in einem Gefängnis verbringen. Es ist kein Fall bekannt, in dem in der Geschichte der Bundesrepublik bereits so langer Polizeigewahrsam angeordnet wurde.
Alle 13 Beteiligten hatten mit friedlichen Straßenblockaden Widerstand gegen den zerstörerischen und todbringenden Kurs der Bundesregierung geleistet. Ebenfalls gestern waren die 13 Wissenschaftler:innen entlassen worden, die eine Woche ins gleiche Gefängnis gesperrt worden waren.
Fakt ist: Die Regierung verfehlt ihre unzureichenden, selbstgesteckten Klimaziele und die 1,5-Grad-Grenze ist bereits nicht mehr erreichbar.
Jakob Beyer, Sprecher der Gruppe und selbst nun fĂĽr 30 Tage in Polizeigewahrsam, richtet sich vor der Fahrt in die JVA mit deutlichen Worten an die Ă–ffentlichkeit:
“Wir wollen nicht euer Mitleid. Wir wollen, dass ihr alle auf den Straßen Widerstand leistet. Es werden mehr Menschen kommen. Und sie werden wissen, dass sie inhaftiert werden könnten – so wie auch wir es wussten. Aber Recht und Unrecht sind hier klar verteilt. Es erfordert nun deinen Mut, dich jetzt auf die richtige Seite der Geschichte zu stellen.”
Ob der Widerstand gegen diesen gefährlichen Kurs der Bundesregierung Erfolg hat, hängt jetzt von jeder und jedem Einzelnen ab.
‼️Jakob Beyer und 5 andere Menschen werden nach richterlicher Entscheidung ins Gefängnis verbracht werden und bis 02.12. eingesperrt bleiben.
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) November 4, 2022
Urteile zu 8 weiteren Menschen stehen noch aus.
Sie hatten in #MĂĽnchen fĂĽr ein Tempolimit und bezahlbare Bahntickets protestiert. pic.twitter.com/oVIeUJZ6Du
Was zu den Zahlen bereits bekannt ist: 9 Bürger:innen der Letzten Generation sind sicher in Polizeigewahrsam in der JVA Stadelheim – 8 von ihnen sollen bis 2. Dezember bleiben. Bei 4 weiteren ist der Verbleib noch unklar – ein Beschluss ist aber auch hier bereits ergangen und eine Freilassung nicht erfolgt. 2 wurden entlassen.
Bei den 30 Tagen handelt es sich um Sicherungshaft. Diese wurde von der Polizei beantragt, um zu verhindern, dass Menschen sich wiederholt auf den Münchner Straßen versammeln. Die Frage, ob es sich dabei um demokratisch legitimierten Protest handelt, muss dazu nicht beantwortet werden – das Gericht muss sich hier auf den Standpunkt der Polizei verlassen. Über alle Anklagepunkte, die die Staatsanwaltschaft gegebenenfalls erheben wird, wird ein Gericht erst in einigen Monaten entscheiden.
Dieses Vorgehen wird von vielen Seiten indes scharf kritisiert. Der Jesuitenpriester Jörg Alt auf Twitter: “So etwas kenne ich sonst nur aus afrikanischen Diktaturen.”
Hätte ich eine Ahnung von den heutigen richterlichen Entscheidungen gehabt, die Menschen für vier Wochen zur "Gefahrenabwehr" hinter Gitter bringt, hätte ich noch ganz anders formuliert. So etwas kenne ich sonst nur aus afrikanischen Diktaturen. https://t.co/3cX63zZNV4
— Jörg Alt SJ #Gefährder (@JoergAltSJ) November 4, 2022
Die Menschen, die nun in bayerischen Zellen sitzen, sind zwischen 23 und 79 Jahre alt.
Normalerweise gehen sie zur Uni, arbeiten oder sind in Rente. Unter Ihnen ist ein 63-jähriger Druckereibesitzer, eine zweifache Mutter, ein Psychologe und ein 23-jähriger Student. Was alle diese Menschen miteinander verbindet, ist der Wille, nicht länger einfach zuzusehen, wie die Regierung eine rote Linie nach der anderen überschreitet. Sie bricht das Völkerrecht, indem sie das Pariser Abkommen missachtet. Ihr Klimaschutzgesetz wurde von Karlsruhe für verfassungswidrig erklärt und dann kaum nachgebessert. Und selbst die Ziele im unzureichenden Klimaschutzgesetz verfehlt die Regierung noch.
Eigentlich sollten Verhandlungen über die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen in der Klimakatastrophe wie 100 km/h auf der Autobahn sowie ein 9€-Ticket im Nahverkehr geführt werden. Dann könnten die Proteste enden.
Die Einladung zu einem entsprechenden Gespräch am Donnerstag, den 10. November 2022, in Berlin ist vonseiten der Letzten Generation bereits an die zuständigen Regierungsmitglieder ergangen.
Pressekontakt
Carla Hinrichs
Telefon: +49 3023591611
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