Protestwelle in Kassel geplant: Keine weitere Subventionierung des Flughafens Kassel-Calden!

– Zusammenfassung der Pressekonferenz vom 23.09.2024 –

Pressekonferenz am Kasseler Flughafen: Theodor Schnarr, Lina Schinköthe, Lars Werner, Constanze Müller (v.l.n.r.)

Berlin, 23.09.2024, 10.47 Uhr – Am Montagmorgen um 10.00 Uhr fand am Flughafen Kassel-Calden die Pressekonferenz der Letzten Generation statt. Die Sprechenden informierten über die bevorstehende Protestwelle in Kassel. Ab dem 25. September werden Hunderte Menschen aus ganz Deutschland in der hessischen Großstadt zusammenkommen und ihren Widerstand gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ausdrücken.

Die Proteste richten sich vornehmlich gegen den Flughafen Kassel-Calden und sollen nötigenfalls mehrere Wochen lang andauern. Der Airport macht jährlich Millionenverluste und wird mit Steuergeldern künstlich am Leben erhalten. Aus diesem Grund lautet die Forderung der Letzten Generation an Sven Schoeller (Grüne), Kassels Oberbürgermeister und stellvertretender Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrats, dass keine weiteren Steuergelder in den Flughafen Kassel-Calden fließen.

Der folgende Beitrag stellt einen Überblick über die wichtigsten Punkte der Pressekonferenz dar. 

Constanze Müller (57), Tischlermeisterin und Ergotherapeutin aus der Nähe von Kassel, sprach von Kassel-Calden als „irrsinnigstem Flughafen Deutschlands“: „Wir im Landkreis Kassel und die Kasseler:innen brauchen diesen Geisterflughafen nicht. Im Umkreis von 200 Kilometern gibt es sechs weitere Flughäfen, die zum Teil nicht ausgelastet sind.“ Weiter berichtete sie, dass in den letzten fünf Jahren ein Defizit von über 26 Millionen Euro entstanden ist. Mehr als acht Millionen Euro mussten davon der Landkreis Kassel, die Stadt Kassel und die Gemeinde Calden tragen. [1] Sie forderte: „Keine weitere Subventionierung des Airports Kassel mit Steuergeldern!“ 

Lars Werner (33), klinischer Psychologe aus Hann. Münden, erläuterte anschließend die Zusammenhänge. Der Flughafen-Irrsinn Kassel-Calden finde im Kontext der globalen Klimakatastrophe statt. Wir als Gesellschaft würden immer noch so tun, als sei das Thema Klima ein normales politisches Anliegen mit verschiedenen Interessengruppen. Manche wollten mehr Klimaschutz, andere eben weniger. Die Realität sei jedoch folgende: „Auf dem aktuellen gesellschaftlichen Kurs werden wir unsere Lebensgrundlagen für die nächsten Tausende von Jahren unwiederbringlich vernichten. (…) Es ist also völlig irrelevant, ob man grün, konservativ oder liberal ist. Die Klimakatastrophe abzuwenden, ist verpflichtend für alle. Vor unserem Grundgesetz, vor jeder Ethik, jeder Moral und Religion.“

Als nächster Sprechender stellte sich Biochemiker Theodor Schnarr (33) aus Berlin vor:  „Aktuell schreibe ich an meiner Doktorarbeit. Ich arbeite an den Krebsmitteln der Zukunft, was sich manchmal komisch anfühlt. Weil es absehbar ist, dass nicht Krebs unser größtes Problem sein wird. Sondern Nahrungsmittelknappheit, Wassermangel, Dürren und Extremwetter.“ Schnarr prangerte die mangelhafte Klimapolitik der Bundesregierung an, deren verfassungsgemäße Pflicht es sei, alle Bürger:innen zu schützen. Dennoch hat er Hoffnung: „Die Bundesregierung ist völlig losgelöst von der Klima-Realität (…). Wie aber sieht es mit der Lokalpolitik aus? (…) Kassel könnte eine der ersten Städte sein, die den Wandel einleiten. Die zeigen: So kann es nicht weitergehen und wir machen das jetzt anders. Also, Herr Schoeller: Es ist Zeit, mutig den Fossilen den Kampf anzusagen!“ 

Abschließend kündigte Lina Schinköthe (22), Teil der Kerngruppe der Letzten Generation, eine Wundertüte an Protesten an: „Friedlicher Protest ist das Herz jeder Demokratie. Wir werden Kassel über mehrere Wochen zur Demokratie-Hochburg machen. (…) Wir werden uns friedlich und bunt versammeln, mit Menschen aus allen Bereichen des Lebens: Schüler:innen, Eltern, Rentner:innen … (…) Mit Schildern und Plakaten, Musikinstrumenten, Karten und Seifenblasen kommen wir jeden Mittwoch und Samstag zu Ungehorsamen Versammlungen zusammen. Wir werden auf die Kreuzung gehen, um zu bleiben. Auch bereit, im Wasserwerferregen weiterzutanzen. Von Menschen unterstützt, die auf dem Bürgersteig wütend und laut protestieren. Du willst, dass diese Steuerverschwendung ein Ende findet? Unser Protest in eine Einladung an alle, jetzt das zu tun, was notwendig ist!“ 

Ob auf dem Flughafen Kassel-Calden ebenfalls protestiert werden soll, ließ Schinköthe offen.

[1] Quelle: Schriftliche Antwort des Magistrats zur Anfrage 101.19.904 der Fraktion Die Linke vom 2.10.2023.