Kein Fracking-Gas-Import bis 2046 im Angesicht von Flutkatastrophen
Klimaaktivist:innen von Extinction Rebellion und der Letzten Generation protestieren gegen die weitere Befeuerung der Erderhitzung durch Fracking-Gas, hier beim ENBW-Sitz in Stuttgart. (c) Letzte Generation
Stuttgart, 13.06.2024, 8:15 Uhr – Unterstützer:innen der Letzten Generation und von Extinction Rebellion protestieren seit 8 Uhr gemeinsam an den Zentralen und Bürogebäuden der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und der EnBW AG, Deutschlands drittgrößtem Energiekonzern.
An die Fassaden der Unternehmenssitze in Karlsruhe und Stuttgart kleben die Protestierenden dutzende große Plakate, die die falschen Versprechen und fossilen Geschäfte der Bank und des Konzerns ankreiden. Ihre Kritik gilt Verträgen, die fossile Zerstörung über Jahrzehnte zementieren.
Auf den Plakaten ist zu lesen: „Eure Antwort auf Flutkatastrophen: Fracking-Gas bis 2046 und Klimaproteste kriminalisieren!“
Der ehemalige Sparkassenmitarbeiter und Letzte Generation-Sprecher Mischa Bareuther erklärt vor der Stuttgarter EnBW-Sitz: „Mit falschen Versprechungen von grünem Wasserstoff und gleichzeitigen Neuverträgen für jahrzehntelange Importe von dreckigem Fracking-Gas aus den USA lassen uns die LBBW und die EnBW kopflos in die eskalierende Klimakatastrophe rennen. Schon jetzt können wir die Naturgewalten vor unserer eigenen Haustür nicht mehr kontrollieren, wie die Fluten im Saarland, in Bayern und auch hier im Raum Stuttgart schockierend klar gemacht haben.”
Er betont: “Die Frage ist doch: Lassen wir es den Banken und Konzernen angesichts solcher Flut-Bilder und menschlicher Opfer wirklich durchgehen, ihre Profite um jeden Preis zu maximieren? Obwohl sie sich in staatlicher Hand befinden und so einen öffentlichen Auftrag verfolgen?“
Konkret geht es um gemeinsame Abkommen der beiden in öffentlicher Hand befindlichen Unternehmen. Sie dienen zur Finanzierung und dem Import von umweltschädlich gewonnenem US-Fracking-Gas über 20 Jahre ab 2026 [1] . Die Landesbank stellt einem amerikanischen Partner dafür Milliardenkredite bereit und die EnBW AG will das teuer importierte Fracking-Gas in seinen großen Kraftwerken am Rhein und Neckar verfeuern. Trotz von EnBW angekündigter „Klimaneutralität bis 2035“ [2] und versprochener Umstellung auf Wasserstoff regeln diese Verträge Importe bis ins Jahr 2046. Die Stadt Stuttgart, das Land Baden-Württemberg und die Landkreise sind die größten Eigentümer der Landesbank und der EnBW.
Bank verklagt Klimaaktivistin
Der Zeitpunkt der landesweiten Proteste hat noch einen zweiten Grund: Am Montag hatte die LBBW eine Klimaaktivistin wegen Sachbeschädigung in Stuttgart vor Gericht gebracht [3]. Der jungen Frau wird vorgeworfen, anlässlich des Weltspartags 2021 Zettel mit Warnungen vor klimaschädlichen und menschenfeindlichen Geschäften an Geldautomaten des LBBW-Tochterunternehmens BW-Bank geklebt zu haben. Es folgten Hausdurchsuchungen bei mehreren Personen und Anklagen, trotz fehlender Nachweise über die vorgeworfenen Schäden. Auch die Letzte Generation hat schon im Jahr 2022 bei der BW-Bank protestiert [1]
Für die angeklagte Aktivistin Laura Störzer von Extinction Rebellion sind hier klar die Falschen auf der Anklagebank: „Diese Heuchelei ist nicht nur erschreckend, sie ist auch gefährlich. Während die LBBW Profite aus der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zieht, werden diejenigen, die sich dagegen wehren, kriminalisiert.“
Die Umweltwissenschaftlerin protestiert daher heute erneut bei der LBBW. Dazu sagt sie: „Schon 2022 wurde die Baden-Württembergische Landesregierung wegen Verstoßes gegen das eigene Klimaschutzgesetz verurteilt. Die neuen Gas-Verträge gefährden die Klimaziele massiv. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein. Doch die Landesunternehmen EnBW und LBBW investieren in amerikanisches Fracking-Gas, was sogar in den USA selbst wegen der Umweltzerstörung heftig kritisiert wird. Wenn man sich bis 2046 vornimmt, fossiles Gas zu kaufen und anschließend zu verbrennen, ist es offensichtlich, dass man seine Klimaziele nicht mehr erreichen kann.„
Gemäß ihrem Strategiewechsel protestiert die Letzte Generation verstärkt an Orten der fossilen Ungerechtigkeit. Neben den heutigen Protesten gab es deshalb in Stuttgart schon mehrere friedliche Proteste am Flughafen [4] [5] [6] und in Karlsruhe am Heizkraftwerk [7]. Diese Proteste ermöglichen vielen Menschen die Teilnahme, auch ohne von Strafen bedroht betroffen zu sein.
Quellen:
[1] www.kontextwochenzeitung.de/wirtschaft/595/wahnsinnsgeschaefte-mit-fracking-8378.html
[2] www.enbw.com/unternehmen/presse/pressemappe/pressemappe-fuel-switch.html
[3] extinctionrebellion.de/og/stuttgart/aktionen/zum-weltspartag-2021-bei-der-lbbw/
[4] www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.klima-demos-letzte-generation-protestiert-am-stuttgarter-flughafen.f1b226c3-0b83-4fe4-9118-cf6d311540ba.html
[5] www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.zwei-aktionen-der-letzten-generation-flughafen-stuttgart-mit-kunstblut-beschmiert.2c37966f-2bb1-4c2d-af0b-de06a57c9b76.html
[6] www.stuttgarter-zeitung.de/gallery.klimaprotest-am-stuttgarter-flughafen-letzte-generation-zeigt- theaterartige-einlagen-plakate-und-co.a1bfedf1-cabd-45c2-8a85-1eb61f7ddad3.html
[7] www.ka-news.de/region/karlsruhe/letzte-generation-demonstriert-vor-karlsruher-heizkraftwerk-art-3158962