Ja, wir haben Tennisbälle auf den Bayerischen Landtag geworfen – gleichzeitig sind tennisballgroße Hagelkörner auf den Landtag eingeschlagen, ein extremes Wetterereignis gefolgt von zerstörten Frontscheiben und Dächern, Tieren mit zertrümmerten Schädeln, Ernteausfällen, Vorboten einer vor unseren Augen eskalierenden Klimakatastrophe.
Ja, wir haben Pipelines abgedreht – im Sommer 2022, in dem ein Drittel Pakistans unter Wasser stand, Millionen Menschen alles verloren haben, viele hundert ihr Leben. Nur ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal, die uns deutlich vor Augen geführt hat, dass auch wir im globalen Norden, den Naturgewalten, die wir lostreten, hilflos ausgeliefert sind. Ein Jahr, in dem unsere Bundesregierung gezeigt hat, dass sie noch immer nicht in der Lage ist, sich aus den Fängen fossiler Konzerne zu befreien, die sich an unser aller Lebensgrundlagen bedienen und bereichern.
Ja, wir haben Blumen auf einem Golfplatz gepflanzt – während der Luxus einiger weniger dem Großteil der Menschheit die Chance auf eine lebenswerte Zukunft nimmt. Jedes Jahr belegt eine neue Studie: wenige Reiche sind für einen Großteil fossiler Zerstörung verantwortlich und kaufen sich von den Konsequenzen ihrer Exzesse frei.
Statt die größte globale Katastrophe unserer Zeit stillschweigend zu akzeptieren, haben wir uns zusammengetan, um gemeinsam unsere Stimme zu erheben. Um uns der Zerstörung in den Weg zu stellen.
Dafür werden wir angeklagt. Ja, WIR werden angeklagt. Die Anklage in Flensburg mag sich gegen nur eine von uns richten. Miriam Meyer soll ganz allein vor Gericht gezerrt werden.
Gemeint sind wir alle. Und vor allem: betroffen sind wir alle. Eine Justiz, die ihr schärfstes Schwert gegen Klimaaktivist:innen zieht, während sie fossile Verbrechen ungestraft geschehen lässt, sägt an unserer Demokratie. Demokratie braucht Protest. Auch, oder gerade, wenn er stört.
Es gibt keine klare Linie, die vor oder hinter der Letzten Generation, die vor oder hinter Ende Gelände, die vor oder hinter Fridays for Future verläuft. Wen Politik und Justiz als nächstes ins Visier nehmen, lässt sich nicht vorhersagen. Das aktuelle Vorgehen ist der Versuch, die Klimagerechtigkeitsbewegung als Ganzes klein zu halten. Der Versuch, die aktuellen Machtverhältnisse zu zementieren. Der Versuch, die unbequeme Stimme derjenigen zu ersticken, die Unrecht nicht unwidersprochen lassen.
Dieser Versuch, friedlichen Protest zu kriminalisieren, wird scheitern. Der Versuch, uns einzuschüchtern, indem einzelne Menschen herausgepickt und allein vor Gericht gezerrt werden, wird scheitern.
Wir entscheiden uns gemeinsam, unsere Grundrechte zu nutzen, um sie zu schützen. Wir entscheiden uns, gemeinsam gegen das beispiellose Versagen der Regierungen dieser Welt zu protestieren. Und wir werden gemeinsam vor Gericht stehen. In Flensburg, in Neuruppin, in München.
Und dann werden wir erneut gemeinsam auf die Straße gehen. Das kollektive Versagen von Medien und Politik, selbst in Angesicht größter Katastrophen nicht ehrlich auszusprechen, was auf dem Spiel steht, zwingt uns dazu. Solange es noch Hoffnung gibt, werden wir gemeinsam um unsere Demokratie und alles, was uns lieb ist, kämpfen.