The Last generation before the tipping point
Der Plan für Sommer 2023
Wir werden uns nicht davon abbringen lassen, für das Leben und echte Demokratie einzustehen, komme was wolle.
Lies, was du für den sozialen Wendepunkt im September tun kannst.
“Nach mir die Sintflut” – Entlarvung der Superreichen
In einer ZDFheute-Diskussion mit einem Sprecher von uns sagte ein Superreicher angesprochen auf seine Verantwortung angesichts der Auslöschung der nächsten Generationen: “Nach mir die Sintflut. Ich habe keine Kinder.“
Die Klimakatastrophe kommt nicht einfach so. Sie wird gemacht – und zwar in erster Linie von den Reichen. Deshalb werden wir in den nächsten Wochen an die Symbole des modernen Reichtums gehen, die nationale Aufmerksamkeit auf die rücksichtslose Verschwendung der Reichen lenken und die Ungerechtigkeit sichtbar werden lassen.
Momentan hält die Regierung den Reichen noch den Rücken frei. Sie lässt zu, dass die Reichsten tausendmal so viele Emissionen verursachen wie der Durchschnitt. Das lassen wir ihr nicht durchgehen. Wir müssen als Gesellschaft zusammenkommen, um sozial gerecht das fossile Zeitalter zu beenden.
100 für Bayern
Nicht dort, wo viel Sympathie herrscht, sondern dort wo viel Ablehnung vorhanden ist, wurde mit friedlichem Widerstand Geschichte geschrieben. Wir tragen unseren Protest dahin, wo die Verdrängung und das Festkleben am “Weiter-So” besonders stark ist: Bayern.
Wir möchten, dass die Regierung, die Gerichte, die Parteien (die dann im bayerischen Landtagswahlkampf stecken) und auch alle Menschen bundesweit sich die Frage stellen: Wollen wir politisch umsteuern, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen oder sperren wir lieber all diejenigen ins Gefängnis, die uns alarmieren?
Wir haben die Kraft von mutigen Menschen, die nach Bayern gehen, schon einmal erlebt:
Letzten November gab es als Antwort auf die knapp 30 Inhaftierungen in München von der Bevölkerung eine massive Welle von Solidarität, sichtbar an über Tausend mitmachbereiten Menschen und Unterstützung durch Spenden und Briefe. Was werden wir auslösen, wenn wir diesen Sommer dreimal so viele sind?
Wir suchen 100 für Bayern – Einhundert Menschen, die als Vorbild vorangehen.
Sie sind das Sprungbrett für den sozialen Kipppunkt, den wir diesen Herbst schaffen müssen.
Bist du dabei?
Der Wendepunkt
Ab dem 13. September strömen wir alle zum sozialen Wendepunkt nach Berlin.
Die Gesellschaft erhebt sich. Wir holen uns die Demokratie zurück. Jene Demokratie, die sich uns aufdrängt, die in den Startlöchern steht und nur darauf wartet, gelebt zu werden. Jene Demokratie, die das Potenzial hat, uns aus der Todesspirale herauszuführen:
Der Gesellschaftsrat – Schau dir eine Erklärseite, ein Video oder das FAQ an.
Dem ganzen Land wird dann klar: Wir gehen über die Klippe, wenn wir uns nicht gemeinsam auflehnen. Zuvor drängte sich die Frage auf „Warum soll ich in diesem Moment alles aufgeben und mitmachen?“. Das Blatt hat sich gewendet: Niemand kann dann weiter die Füße still halten und zu Hause bleiben. Hinter dem Schutz des Lebens zu stehen bedeutet, hinter der Letzten Generation zu stehen und das bedeutet: Jetzt mitmachen.
Alle, die vor dem 13. September anreisen, werden das sehen, was wir im Frühjahr schon gemeinsam in Berlin fühlen konnten: “Da bewegt sich etwas, da muss ich hin, da kann ich Teil von sein.” Bereit, alles zu geben, haben wir die Stärke politisch etwas zu verschieben.
Das Blatt wendet sich! – Schau dir ein Video an, in dem Lea erklärt, wo wir gerade stehen.
Integration und Mobilisierung
Wir kehren in die über 60 Orte zurück, aus denen wir kommen, um dort neue Menschen an die Hand zu nehmen und in den Widerstand zu bringen. Wir schaffen die notwendigen Willkommensstrukturen, um als Bewegung spürbar zu wachsen.
Seit Frühjahr haben wir Regio Teams. Sie stärken unsere Strategie. Jetzt wollen wir zusätzlich lokale Teams aufbauen, die das Handwerkszeug haben, in den Städten mehr Menschen dazuzuholen.
Damit wir unsere Ziele erreichen, liegt unser Fokus auf einer nachhaltigen Integration. Wir laden weiterhin zu Vorträgen, Trainings und lokalen Sitzblockaden ein. Im Fokus steht dabei: Neue Menschen aktivieren, die dann selbst wieder neue Menschen aktivieren, Trainings geben und Vorträge halten. So bauen wir ein Schneeball-System auf.
Zusätzlich soll es auch öffentliche Veranstaltungen und Zusammenkommen geben, bei denen Menschen leicht Berührungspunkte finden und die Bewegung kennenlernen können.
Eine besonders gute Einstiegsmöglichkeit sind Protestmärsche! Wir wollen in immer mehr Städten mittwochnachmittags einen Protestmarsch starten. In Berlin sind wir mit über hundert Menschen in den Protestmarsch gegangen, ebenso waren es über 100 Menschen in Wien, Prag und London – wie viele weitere Städte erreichen diese Schwelle?
Bis zum 14.07. ist unser Zwischenziel, dass bundesweit in mehreren Städten Protestmärsche dieser Größe stattfinden.
Denn: Vom 15.07. bis zum 05.08. findet eine „Gemeinschaftszeit“ statt!
In dieser Zeit können wir den festen Griff etwas lockern und es wird keine Strukturarbeit geben, das heißt die Arbeitsgruppen wie bspw. die Presse AG werden ihre fleißige Dauer-Bereitschaft pausieren. Wir wollen die Zeit nutzen:
Zum Akkus wieder aufladen oder auch, um mit den Menschen in den Widerstandsgruppen zusammenzukommen, die Gemeinschaft zu stärken und über lokale Treffen neue Menschen in unsere Widerstandsgruppen einzuladen.
Für die kommenden Monate wollen wir den Austausch zwischen den Widerstandsgruppen durch regelmäßiges, überregionales Zusammenkommen verbessern. Es wird auch eine Wissenssammlung geben, die dem Aufbau von starken Widerstandsgruppen dient. Diese Sammlung wird am 28.05. veröffentlicht.
Integration ist nicht alles, aber ohne Integration ist alles nichts! Nur wenn wir in der Integration neuer Menschen erfolgreich sind, können wir im September mit vielen Menschen einen sozialen Wendepunkt erschaffen.
Vernetzung
Damit unser Plan gelingt, vernetzen wir uns mit verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren. Diese haben Einfluss auf ihre jeweilige Gruppe, können unsere Botschaft verbreiten und den Druck auf die Regierung erhöhen. Das Hauptziel ist, dass diese Gruppen selbst aktiv werden und ihren Unmut über das politische Versagen ausdrücken.
Dies soll besonders durch neue Protestformen geschehen, welche mit den Akteuren gemeinsam ausgearbeitet werden. Es ist dabei nicht erforderlich, dass die Akteure ihren Protest mit uns gemeinsam ausführen, das Wichtigste ist, dass sie nicht länger schweigend zuschauen, sondern ihre Gruppe mobilisieren und etwas eigenes starten.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Aufbauen von starken Netzwerken mit Glaubensgemeinschaften, Arbeiter:innen und Klimagerechtigkeitsgruppen. In Absprache mit den regionalen Koordinator:innen sollen sich Widerstandsgruppen an der Vernetzungsarbeit beteiligen. Voraussetzung für das Teilnehmen an Vernetzungsgesprächen ist der Besuch von Vernetzungstrainings.
Der Fokus liegt auf diesen drei gesellschaftlichen Gruppen, da sie historisch ein großes Potenzial mitbringen, den Widerstand zum Erfolg zu führen.
Die Vernetzung mit Kulturschaffenden, Polizei, Prominenten, Journalismus, Landwirtschaft, Wissenschaft und Politik wird bundesweit zentral koordiniert. Du hast Kontakte oder willst mitmachen? Melde dich here!
Strategy Spring 2023
We are the last generation before the tipping point. No one will stop us avert the deadly path the world is on. We are the people who have not lost hope in humanity, so we will win.
We are the 99 Procent, who is being held back, just so a small part of society can continue to enrich themselves. But we are the nature that fights back, the people who are tired of kneeling before profit and billionaires, lobbyists and parties that sell their souls in fear of "losing power."
They've known the truth for 30 years and they decided to give up on civilization. We are taking back the power.
Where we are heading Part 1
We are the last generation before the tipping point.
The Last Generation campaign generated momentum during 2022 that we want to build upon. The term "Klimakleber" (climate gluer) is the number 5 Word of the Year in Germany. "Klimaterroristen" (climate terrorists), on the other hand, is the Anti-word of the Year in Germany. Up until this point, our plan has been working. Now we need to harness the energy for what's coming and base our future plans on it.
Our name will be even more clearly associated with its origins - as the "last generation before the tipping point". The logo, font and color style, as well as the high-visibility vests as our defining element, will remain and should be used even more. The narrative "We are all the Last Generation" will make the rounds on social media creating a new platform for personal climate concern. In addition, anyone sitting in any audience who wants to interrupt a panel discussion can see themselves as the "Last Generation Before the Tipping Point." This is how a structure can become a movement - even if it still needs a structure - more on that later.
About the government and our demands.
Our theory of demands has worked up until this point. We demanded immediate security measures, but when these failed to materialize, the obvious reason for this became clear. We are still waiting for concrete steps, concrete steps the federal government refuses to take seriously. 60% of society says the government is doing too little. Fewer and fewer can understand how ministers are still arguing their points with "lack of signs" or "but that only saves 5 million tons."
The ruling of the Federal Constitutional Court, Germany's highest court, has set a deadline for the German government. Improvements must be made by the end of 2022 to prevent further breaches of the constitution.
Regardless of this ruling, the government continues to break the constitution. Since this rarely makes it into the media, we have to say so.

Klimakatastrophe zulassen = Verfassungsbruch
On the changes in demands.
Together, we have achieved that dumpster diving will now become punishment-free. But after one year since the start of the Last Generation, the government is still not doing its job. It is not even prepared to take the simplest steps - neither against food waste nor against speeding on the highway. A rail ticket for 49 euros will come sometime in coming months - the government clearly doesn't want affordable mass transit. Now it's obvious to everyone: this is not a climate government. If we are standing at the edge of the cliff and the "progress coalition" wants to take one more step - dragging us all over the edge with them.
As this becomes increasingly clear, it is time to ask the question: Where do we go from here, dear government? Do what is necessary or make way for your people! We, the Last Generation before the tipping point, will put more focus on a demand that fits the dire situation we are in. Our previous demands were only the beginning and if they still do not come and the repression continues to increase, we have to make it clear that we will not wait for the government to act.
A speed limit or a 9-euro ticket are not enough to avert the collapse of our climate. Wasn't that obvious before? Now that the government has shown the entire Republic that it is not even capable of implementing the simplest changes, it is important we continue the momentum and get real. We need profound change. We need it now, and we need it everywhere.
Therefore, we call on the government to convene a Citizens Assembly that will decide on the necessary measures. This Assembly will be formed along the lines of a citizens council, in which people from around the country are chosen at random and convene together, so that a truly representative assembly is created. With this political instrument, the necessary measures can be decided in a way that is compatible with what the people want.

Citizens' Assembly
It is important for us to emphasize that we do not want to abolish the basic and free democratic order with this demand, but rather to strengthen it. We are showing a way to preserve it and make it fit for the future in times of multiple crises. The fact that the Citizens' Assembly has nothing to do with a hostility towards democracy, has already been confirmed by popular conservative in 2019.
In addition, the current government has already agreed to establish a lottery for a council of citizens before the end of this legislative term.
Will not be dropping our current demands during this process. On the contrary, they are finally being fleshed out to the point they always needed to be. The speed limit and good public transport can now be implemented, after the 2021 Bürgerrat already found that it was needed and the majority was behind it. Now a Citizens' Assembly is needed to bring the whole country together in a shared decision making journey. The increase in demands does not, however, absolve the government of its responsibility to immediately implement the simplest of security measures.
If these measures are accompanied by a greater vision and if the media starts focusing its attention on the governments' lack of actions instead of on us, it increases the likelihood that the government will implement the measures instead of losing face. We have seen the success of this path in small ways, through the legalization of dumpster diving.
To the question of the Citizens' Assembly.
Any citizens' assembly created is only as good as its questions as well as its thematic focus. The broad framework must be clear in order to have goal-oriented discussions and, in the end, actionable decisions. However, the whole spirit of the citizens' assembly must be oriented towards an open exchange of ideas.
In addition to the open culture that can develop with professional moderation, it is quite clear that we have to be realistic when it comes to climate reality. In other words, we must not focus on what is politically feasible, but on what is necessary in terms of climate reality.
We need to turn the focus to what is physically necessary.
That is why we demand that the Citizens' Assembly find measures that will bring about zero emissions in Germany by 2030. This means: 100% renewable energy, a carbon-cutting (climate-positive) agriculture, and an emissions-free circular economy that can persist in a world with finite resources.
Let's be clear, this is the minimum of what is necessary to save us. Whether these demands seem realistic from a current social perspective is secondary for the time being. The sensible thing to do now is to try everything we can to give ourselves a realistic chance of stopping the climate catastrophe that is destroying civilization. And it is possible: Feasibility study.
Every statement that calls our demand naive, ridiculous and unrealistic, reveals that the current political system has no answers to do what is necessary to deal with this crisis other than to diminish those who criticize it.
Just because the government does not feel able to adopt the necessary measures to achieve zero emissions 2030, it has to happen anyway.
The path to relieving the poor by burdening the rich, of transforming the economy, the world of work and overconsumption, must be democratically chosen by the people together at eye level.
As the last generation before the tipping point, we can break taboos that continue to haunt the debate: What about jobs? And how can we ensure energy security for the basic needs of everyone, not just the rich?
Some steps still need to be taken immediately. As soon as the government finally moves in action, we will show that our pressure has worked. The transport sector, in particular, reveals how fatally bad things are going.
The fact is we don't have until 2045, these goals need to be achieved by 2030 in order to avoid the doomsday glacier melt in West Antarctica.
Regarding the media.
We have to speak plainly and clearly: Enough questions have been asked about the peaceful form of protest and the pros and cons of protest to distract from the real issue and to keep us down. Now it's our turn - to those who don't want to give into extinction - we are turning the communication around. The government is failing. It needs to explain how they plan to make this work. Waiting until 2045 to stop 1.5 degrees of warming while reaching 1.5 degrees as early as 2030 is pure denial of reality.
When someone approaches us during our peaceful form of protest, we talk about the fact that our protest is peaceful and that the government is breaking the constitution. The government's breach of the constitution must be the focus of attention. Not the way in which this is peacefully protested against.
If the government is unable to fulfill its duty to the constitution, it is our constitutional right to convene a citizens' assembly. We must start the urgency of the tipping point over and over. It must not be forgotten.
Local problems like the drying up of the Rhine and the flooding in the Ahr valley are part of the government's breaking of the constitution. These local examples show just how big the breach has become!
We are expanding our narrative and our structures to include all breaches and breaks the government has made. We are not stopping, we are expanding our peaceful protest everywhere.
All over the republic, our peaceful protest is becoming more and more of a social event, as has already happened at the Stachus in Munich. We protest peacefully and interrupt everyday life. We want to make the protest more connective, inviting people to protest in their own way without violence. More and more, our peaceful protest will take place in the middle of society, because the realization is seeping through that this protest is not radical, but necessary.
Our thesis for action remains: Peaceful disruption is not everything, but without peaceful disruption everything is nothing.
When the first tractors appear in the blockades, the peaceful protest will once again shake up the whole society and put the failure of the German government front and center in 2023.
Our framework is being adopted more and more. Shortly, after a similar tweet from us, the TAZ headlined on December 14, 2022: „Only once the last person has been removed [from the street] and the Last Generation has been completely arrested will you realize that Olaf Scholz and his Climate Club will not save the world.“
Where we are heading Part II
Wir wollen weiter wachsen! Unsere Theorie der Veränderung fußt auf mehreren sozialen Effekten. Der „Vorzeige-Effekt“ (demonstration effect) bestimmt unsere Theorie der Mobilisierung. Du siehst eine Person auf der Straße sitzen, die dir einen Weg aufzeigt, um Widerstand zu leisten. Genauso entscheidend ist es, die Säulen der Gesellschaft auf unsere Seite zu ziehen. Die Logik der friedlichen Unterbrechung des Alltags, die Effekte von Empörung, Polarisierung und der Inkaufnahme von Repression funktionieren nur mit dem Gegenwind-Effekt (backfiring oder political jiu jitsu). Er erzeugt das Dilemma: Soll die Regierung draufhauen oder drauf eingehen? Für den Wandel ist auch der soziale Kipppunkt – sind also Herdeneffekte – von Bedeutung.
Die Geschichte zeigt: Wir können einen Stein ins Rollen bringen, wenn eine kritische Masse ein politisches Drama erzeugt. Wenn die Situation so aufgeladen ist, dass eine Diskussion entbrennt, die dem fossil-wachstumsorientierten Modell die Legitimation nimmt, können Schritte errungen werden, die in eine lebenswerte Zukunft weisen. Es entsteht ein Veränderungspotenzial, das jetzt nicht einmal vorstellbar erscheint. Dabei müssen wir es schaffen, Menschen aus den unterschiedlichsten Gruppen zusammenzubringen und Protestformen zu finden, an denen sich alle beteiligen können. Der Erfolg des letzten Jahres war maßgeblich davon geprägt, dass wir intern und extern versuchen, eine inklusivere Kultur zu leben. Wir sind noch weit entfernt von unserem Ideal, aber je besser wir es schaffen, desto stärker die Bewegung.
Wenn ein Gesellschaftsrat gelost wird und die ganze Republik darüber spricht, lässt sich der Geist der Veränderung nicht mehr stoppen. Eine Reform, die einen tiefgreifenden Wandel nach sich ziehen kann, weil sie radikal, also an den Wurzeln, ansetzt.
Wir haben 2022 über 1.250 Ingewahrsamnahmen organisiert. Das ist ein Erfolg.
Ab einem Punkt von 2.000 bis 5.000 Festnahmen in kurzer Zeit wird die Polizei überfordert sein, weiter zu verhaften. An dem Punkt kann eine Dynamik beginnen, die das Dilemma verstärkt: Es gibt zur Beendigung der Unterbrechung des Alltags nur zwei Wege: Verhandlung und politische Reaktion, oder Repression, also Gegenwehr in immer schärferem Maße.
Noch vor 2022 haben wir mit 50 Vorträgen die ersten 24 Leute auf der Straße aktiviert, die am 24. Januar 2022, vor einem Jahr, die ersten Autobahnblockaden durchführten – bereit, ins Gefängnis zu gehen.
Bis April hielten wir 120 Vorträge und konnten 145 Menschen auf der Straße zählen.
Weitere 120 Vorträge brachten uns über 240 Menschen im Juni in Berlin.
In der zweiten Jahreshälfte veranstalteten wir über 320 Vorträge. So konnten wir in den Monaten ab Oktober etwa 750 Teilnahmen an Blockaden mit knapp 400 Festnahmen und Dutzenden Menschen im Gefängnis erreichen.
Dabei haben wir es geschafft, Verbindungen zur Kirche, Gewerkschaften, Schulen, Universitäten und vielen weiteren Gruppen aufzubauen, deren Unterstützung unseren Protest auf eine neue Stufe gestellt hat.
Es gibt ihn, den Teil unserer Pläne, der Mathe ist. Der sich um Zahlen dreht. Das ist niemals alles, aber ohne die Zahlen sind alle Gedanken der kritischen Masse nur Geschwafel.
Wie wir das erreichen
Zur Regionalisierung und Lokalisierung
Wir geben am 24.1.2023 eine Botschaft heraus. Nach einem Jahr, in dem die Regierung die einfachsten Schritte nicht unternimmt und damit den Boden des Grundgesetzes verlässt, fordern wir sie dazu auf, sich aus ihrer Ohnmacht zu befreien und ihr Vertrauen in einen Gesellschaftsrat zu setzen.
Statt einem Hotspot in Berlin, werden wir mehrere Kampagnen gleichzeitig fahren – in alle Himmelsrichtungen.
Wir stützen uns dabei auf ein Hybrid-Modell, welches auch momentumgetriebenes Organisieren (momentum driven organising) genannt wird. Es stellt die Mischform aus langfristiger Planung durch NGO-Strukturen und riesigen Einmal-Protesten dar. Aus diesem Modell stammt unsere Entscheidungsstruktur und wir passen sie stetig in der Balance an, damit sie dem höheren Zweck dienen kann.
Zu friedlichen Protesten
Unser Protest ist dabei immer und überall friedlich. Das ist bei der Letzten Generation unumstößlicher Konsens. Wenn wir angegriffen werden, schlagen wir nicht zurück. Wenn wir beleidigt oder lächerlich gemacht werden, nehmen wir das hin. Wir protestieren nicht, um anderen zu schaden, sondern um die Welt für alle Menschen gerechter und lebenswerter zu machen.
Unser Protest stellt eine friedliche und intensive Einladung dar, die sich – ganz ohne Zwang und Erpressung – an Politik, Medien und Gesellschaft richtet. Eine Einladung, sich in Zeiten einer existenziellen Krise für die Menschlichkeit zu entscheiden. Eine Einladung, über deren Annahme alle Beteiligten frei entscheiden können, denn wir werden die Konsequenzen unseres Handelns tragen und akzeptieren.
Wir wollen auf verschiedene Art und Weise friedlich protestieren: Mit einstiegsfreundlicherem Protest, mit geringerem persönlichen Risiko und mit vielen Menschen – „Einstiegs-Ungehorsam“, wie Plakatier-Abende und Fahrten ohne Ticket, aber auch störende Straßenblockaden. Weiterhin gibt es friedlichen Protest mit bei dem mit höheren Repressionen zu rechen ist. Dieses persönliche Risiko wird mit einem Bewusstsein für das Risiko und mit guter Vorbereitung durchgeführt.
Bei allen Formen des Protests gilt jedoch immer ein Mindestmaß an Störung.
Der einflussreiche, friedliche Protest in München zeigt: Auch und gerade das vorab angekündigte und offene Auftreten erzeugt eine breite Debatte. Die friedlichen Proteste werden zu gesellschaftlichen Ereignissen. Dabei rückt die Störung gegenüber der Symbolik oder der Opferbereitschaft manchmal in den Hintergrund.
Wichtig ist, dass wir uns in allen Städten nicht trügen lassen: Gewaltfreie Störung, Opferbereitschaft und Intensivierung der Proteste sind die drei Zutaten, die es immer gebraucht hat und weiterhin braucht, um zu gewinnen. Lässt du eine weg, kannst du es bleiben lassen (mehr dazu in Mark Engler, Paul Engler – This Is an Uprising_ How Nonviolent Revolt Is Shaping the Twenty-First Century-Nation Books (2016).pdf oder hier in deutscher Übersetzung des Buches: A5-Engler-Das_ist_ein_Aufstand.pdf).
Der friedliche Protest ist lokal noch nicht so debattiert worden. Dieses Potenzial wollen wir ausschöpfen. Der friedliche Protest, welcher bisher größtenteils in Berlin stattgefunden hat, soll überall im Land noch spürbarer werden, indem er vor der eigenen Haustür ankommt.
Die Unterstützung von lokalen Gewerkschaften, Behörden, Kirchen, Landwirt:innen, Schulen, Universitäten, Bildungseinrichtungen und der Kulturszene ermöglicht es, dass mehr Menschen sich #WirAlleSindDieLetzteGeneration anschließen. Jede Säule hat eine eigene Verbindung zur Klimakrise und diese gilt es anzusprechen. So haben wir die Chance, nicht nur Individuen zu mobilisieren, sondern ganze Netzwerke.
Unsere Forderungen richten sich wie gehabt an die Bundesregierung. Dort liegt der größte Hebel in diesem Land, um etwas zu verändern. Gleichzeitig können wir auf oft offene Stadträte, Bürgermeisterinnen etc. zugehen und diese einladen, unsere Forderung öffentlich zu unterstützen. In diesem Fall wäre es möglich, den friedlichen Protest in dieser Stadt zu pausieren (und in andere Städte zu ziehen). Dadurch besteht die Chance auf einen Domino-Effekt der kippenden Städte, wodurch der Druck von der politischen Basis auf die Bundesregierung steigt und uns näher ans Ziel bringt.
Welche Stadt, welche Kommune wird die erste sein, die öffentlich die notwendigen Veränderungen einfordert, um unser Überleben zu sichern?
Offenheit und „Zentral-Lokale“ Struktur
Wenn wir uns bürokratisieren und bei jedem Kleinkram fragen und Bescheid sagen müssen, zerlegen wir uns selbst. Nur mit einer Kultur des offenen Organisierens und auch Scheitern-Dürfens werden wir es schaffen. Alles spielt sich in einem Rahmen ab und passt zu einer großen Erzählung. Gleichzeitig wird es der Regierung lieber sein, dass sie mit uns spricht, als dass es eine Unkontrollierbarkeit gibt. Insofern bietet das eine Motivation, mit uns zu sprechen, da wir zusichern können, bei erfolgreichen Verhandlungen diszipliniert von der Straße zu gehen.
Mit vielen Menschen im Gepäck, mit Unterstützung für den Gesellschaftsrat, mit der unbrechbaren Wut und friedlichen Disziplin können wir es schaffen. Wir dürfen nicht in die Falle tappen, dass wir die Lokalisierung als „Dezentralisierung“ im Sinne eines Abschaffens zentraler Strukturen begreifen. Allzu oft haben wir sonst am Ende über Biomülltonnen, Fahrradwege und Totholzbiotope mehr gesprochen als über eine gemeinsame Mobilisierung. Lokale Themen aufzugreifen und die Empörung mit der großen Sache zu verbinden, ist dagegen sehr hilfreich.
Zur kritischen Masse
Neben dem fortlaufenden Protest überall im Land werden wir immer wieder geschlossen in Berlin zusammenkommen, um dort den Alltag erneut größtmöglich zu unterbrechen. Wenn wir an einem Punkt der kritischen Masse nahe sind, werden wir in der Hauptstadt gewinnen. Wenn nicht, werden wir nach einer gemeinsamen Zeit wieder in die Städte zurückkehren und unsere Arbeit an den regionalen Protest-Hotspots, Kontroversen, Störungen, Vernetzungen und Mobilisierungen fortführen.
Wir schaffen es, pro Vortrag zwei Zusagen von Menschen zu bekommen, von denen eine dann auch auf der Straße klebt. Wenn ein großes Zusammenkommen in der Hauptstadt weniger als zwei Monate entfernt ist, geht weniger Bereitschaft verloren. Gleichzeitig ist die Schwelle zum friedlichen Protest-Beginn niedriger, wenn der Protest in der eigenen Stadt stattfindet. Wir müssen es schaffen, dass Menschen ihren Weg schnell und einfach reinfinden, sehr gut in Friedlichkeit trainiert sind und über soziale Räume, Regenerieren und ihre Entschlossenheit dabei bleiben.
Eine Beispielrechnung. Wenn also 200 Menschen über einen Zeitraum je 10 Treffen anbieten, dann schaffen wir 2.000 bis 4.000 Personen, je nachdem wie viele wir pro Treffen motivieren können. So erreichen wir die kritische Masse.
Was uns Kraft gibt
Neben ganz viel Erfahrung können wir auch unglaublich viel Kraft aus dem letzten Protestjahr ziehen. Unser Glauben an die Menschlichkeit in dieser Gesellschaft wurde bestärkt. Wir konnten ganz deutlich sehen, dass je mehr wir einstecken mussten, sei es durch öffentliche Anfeindungen, Gewalt auf der Straße, Hausdurchsuchungen oder längere Inhaftierungen in München, desto stärker wurde die öffentliche Unterstützung aus der Zivilbevölkerung. Wir sind fester davon überzeugt denn je: Die Menschen können richtig und falsch voneinander unterscheiden und können verstehen, dass unser Protest friedlich und notwendig ist. Wir können darauf vertrauen, dass sie im entscheidenden Moment für die gerechte Sache Stellung beziehen werden.
Es gibt uns Kraft, dass wir für alle Menschen protestieren, nicht nur für uns selbst. Unseren Protest als Dienst für die Gemeinschaft zu verstehen, lässt uns den Mut und die Kraft aufbringen so zu protestieren, dass es im ersten Moment nicht allen gefällt. Es lässt uns die Stärke aufbringen, auch angesichts von Hass und Gewalt friedlich zu bleiben und unsere vermeintlichen Gegenspieler:innen nicht zu verteufeln.
Wir wissen, dass wir mit der globalen Wissenschaftsgemeinschaft im Rücken, ein vernünftiges Handeln angesichts einer existenziellen Bedrohung für die gesamte Menschheit einfordern. Wir akzeptieren, dass die Situation schlimm ist. Der objektiven Realität entsprechend zu handeln fühlt sich sinnvoll an. Was könnten wir sinnvolleres mit der Zeit anfangen, die uns gegeben ist?
Auch in dieser Krisen-Realität können wir eine Gemeinschaft aufbauen, in der wir Trost, Vertrauen, Zuversicht und Lebensfreude finden. Wir können dankbar dafür sein, dass wir uns in dieser Gemeinschaft verbunden und aufgehoben fühlen können.